Was ist „neue“ Arbeit?
Das lässt sich nicht mit der einen
Definition erklären, der Begriff ist dynamisch weiterzuentwickeln.
Begründer der Bewegung „Neue Arbeit“ (New Work) in
Amerika ist Frithjof Bergmann (1944 in Sachsen geboren). Rudolf Steiner, der
Begründer der Anthroposophie, hat den Begriff nicht gebraucht, aber
Grundgedanken geäußert, die dazu passen.
„Was ist die ‚Neue Arbeit‘? Dieses Buch ist eine lange und
komplexe Antwort auf die Frage. Zur Einführung hier eine kurze Antwort: Zentral
für die Neue Arbeit ist eine Umkehrung. Das lässt sich am einfachsten mit den
Begriffen von Zweck und Mitteln ausdrücken. In der Vergangenheit war die zu
erledigende Aufgabe in vielen Fällen das Ziel oder der Zweck. Der Mensch wurde
von anderen, aber auch von sich selbst als Werkzeug benutzt, als Mittel zur
Verwirklichung dieses Zwecks. Wir, die menschlichen Wesen, unterwarfen uns diesem.
Wir stellten uns selbst in den Dienst der Arbeit, die getan werden musste.
Die Neue Arbeit ist eine nun schon
mehr als 20 Jahre andauernde Bemühung, diesen Zustand umzukehren. Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit
sollte uns dienen. Die Arbeit, die wir leisten, sollte nicht all unsere Kräfte
aufzehren und uns erschöpfen. Sie sollte uns stattdessen mehr Kraft und Energie
verleihen, sie sollte uns bei unserer Entwicklung unterstützen, lebendigere,
vollständigere, stärkere Menschen zu werden.“
An anderer Stelle heißt es: „Das Ziel der neuen Arbeit besteht nicht
darin, die Menschen von der Arbeit zu befreien, sondern die Arbeit so zu
transformieren, dass sie freie, selbstbestimmte menschliche Wesen
hervorbringt.“
(Anmerkung: Natürlich ist es nicht
so, dass die Arbeit die Menschen hervorbringt, so ist es auch nicht gemeint –
aber die transformierte Arbeit, die Tätigkeit im Sinne der „Neuen Arbeit“
ermöglicht oder erleichtert die Freiheit und Selbstbestimmung des einzelnen
Menschen, die Entfaltung seiner Persönlichkeit.)
(Zitate aus: Frithjof Bergmann:
Neue Arbeit, Neue Kultur, Arbor: Freiamt 2004.)
„Die Menschenwohlfahrt ist um so
größer, je geringer der Egoismus ist. Man ist also bei der Umsetzung in die
Wirklichkeit darauf angewiesen, daß man es mit Menschen zu tun habe, die
den Weg aus dem Egoismus herausfinden. Das ist aber praktisch ganz
unmöglich, wenn das Maß von Wohl und Wehe des einzelnen sich nach seiner Arbeit
bestimmt. Wer für sich arbeitet, muss allmählich dem Egoismus verfallen.
Nur wer ganz für die anderen arbeitet, kann nach und nach ein unegoistischer
Arbeiter werden. ...
Die Aufgabe der Gegenwart ... ist, die Menschen in eine
solche Lage zu bringen, dass ein jeder aus seinem innersten Antriebe heraus die
Arbeit für die Gesamtheit leistet ... Es muss die Möglichkeit herbeigeführt
werden, dass ein jeder freiwillig tut, wozu er berufen ist nach dem Maß seiner
Fähigkeiten und Kräfte.“
(Rudolf Steiner:
Geisteswissenschaft und soziale Frage, Rudolf Steiner Verlag: Dornach 1989 (zuerst
1905/06))
Bild: Tobias Zeller (tobi_28) bei pixelio.de
Auch dieser Text wurde zuerst in der "Nullnummer" der Zeitung Neue Arbeit veröffentlicht (= S. 4)
Kommentare