Lesetipps
Unter dieser Rubrik sollen immer wieder Lese-Empfehlungen aus dem (bewusst weit gefassten) Themenkreis „Neue Arbeit“ gegeben werden. Manchmal Zustandsbeschreibungen, aus der Gegenwart, manchmal Projektbeschreibungen, Entwürfe für die Zukunft. Dieses Mal zwei gegensätzliche Beispiele, um die mögliche Bandbreite anzudeuten.
Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, Neue Kultur
Wer sich mit dem Thema „Neue Arbeit“ beschäftigt, sollte dieses Buch gelesen haben – es ist das Standardwerk des Begründers der „New Work“-Bewegung in den USA, erst 2004 in Deutsch erschienen.
„Wie kann die Arbeit der Zukunft aussehen? Nach jahrzehntelanger Praxis legt Frithjof Bergmann nun endlich das Grundlagenwerk zu neuen Perspektiven der Arbeitsgesellschaft vor. Wir leiden nicht nur an schwindenden Arbeitsplätzen, sondern vor allem an der ‚Armut der Begierde‘. Gemeint ist die Unfähigkeit, Wünsche zu äußern und eigene Projekte zu realisieren. Nicht zuletzt deshalb klammern wir uns an Jobs, die nicht nur unseren Lebensunterhalt, sondern auch unseren Platz in der Gesellschaft sichern – selbst dann, wenn sie unbefriedigend sind. Und wir verzweifeln übermäßig, wenn wir sie verlieren. Um Abhilfe zu schaffen, müssen wir uns mehr auf das besinnen, was wir ‚wirklich, wirklich wollen‘ und zu vielfältigen und kreativen Strategien der Umsetzung finden. Wie das gelingen kann, beschreibt Frithjof Bergmann erstmals in dem hier vorgelegten Buch.“
Das Buch ist leicht lesbar geschrieben und so gegliedert, dass die Durchdringung von Theorie und Praxis sichtbar wird. Es beginnt mit Historie und Ist-Zustands-Beschreibung und geht dann erst zu den neuen Gedanken und praktischen Erfolgen über. Kapitel: I. Der Zustand nach dem kalten Krieg, II. Das Lohnarbeitssystem, III. Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen, IV. Die Wirtschaftsform der Neuen Arbeit, V. Das Finden der Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen. (Zitat vom „Klappentext“.)
Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, Neue Kultur. Übers. Stephan Schuhmacher. Arbor Verlag: Freiamt 2004. 440 S., 24.90 €.
Annette Pehnt: Mobbing
Anlass (nicht Ursache!) für den Arbeitsplatzverlust ist heute oft das, was man unter “Mobbing“ zusammenfasst – Mobbing durch die Kollegen, die einen verdrängen; aber oft auch „Mobbing von oben“, ausgehend von Vorgesetzten (nicht zu unterschätzen, ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen). Deshalb möchte ich hier auf ein Buch hinweisen, das diese Erscheinungen in einer – fiktiven, aber realitätsnahen - Erzählung verarbeitet hat.
Die Hauptperson Joachim Rühler, verheiratet, zwei Kinder, hat elf Jahre in guter Position in der Stadtverwaltung gearbeitet. Er bekommt eine neue Chefin, die alles radikal umkrempeln will. Rühler und ein Kollege wehren sich und werden dadurch zum idealen Opfer für Intrigen, die zur Degradierung und schließlich zur Kündigung führen. Aber nicht diese Vorgänge werden hauptsächlich beschrieben, vielmehr werden aus der Sicht der Ehefrau die Auswirkungen auf die Familie geschildert. Die Vorsätze, die Krise gemeinsam zu bewältigen und das private Glück zu verteidigen, werden unterwandert durch Misstrauen, Kränkungen, nachlassende Kraft und Geduld und zunehmende Isolation. Die Erwachsenen verlieren, eine positive Rolle wird den Kindern zugemessen. In unaufgeregter Sprache sehr gut erzählt. Ein feines Beispiel deutschsprachiger Gegenwartsliteratur.
Annette Pehnt: Mobbing. Piper-Verlag, München 2007. 166 Seiten, 16,90 €
© Helge Mücke, Hannover - zuerst veröffentlicht in der einfachen Printausgabe "Infoblatt Neue Arbeit", 0/2008 auf S. 11. Die Bilder geben die Titelgestaltung der Verlage wieder.
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