Projekte in und um Hannover:
Seit über zwei Jahren gibt es in Hannover eine Regiogeld-Initiative. Sie hat ihrer Gutschein-Währung den anschaulich-vielsagenden Namen "Leine-Kies" gegeben und einige Besonderheiten eingeführt.
Regiogeld, hannöversche Variante: Leine-Kies
Wie
ist die Situation? Stückweise
beantwortet: Die globalisierte Wirtschaft zerstört zunehmend die
regionale Wirtschaft. Kleine und mittlere Unternehmen können
sich gegen Billigprodukte von Handels- und Dienstleistungsketten
immer weniger behaupten. Oft werden regional erhältliche Güter
quer durch Europa transportiert, weil die Produktion für die
Kapitalgeber in anderen Erdteilen billiger ist. Dadurch fließt
ständig Geld aus der Region ab, welches dort dringend gebraucht
würde.
Und
außerdem: Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen
fast zwei Drittel des gesamten Volksvermögens, die ärmste
Hälfte dagegen fast nichts. Die zwei Drittel werden zu einem
großen Teil gehortet oder vererbt. Die private Sparquote liegt
bei etwa 10 %, was eine Summe von rund 150 Milliarden Euro ausmachen
soll.
Was ist zu tun? Ein Geld, welches getauscht und ausgegeben wird, wäre besser für den gesamten Wirtschaftskreislauf und damit für alle Beteiligten als eines, welches auf irgend einer Bank herumliegt. Mit Leine-Kies werden die regionalen Wirtschaftsbeziehungen unterstützt, belebt und intensiviert. Leine-Kies soll das gesetzliche Zahlungsmittel nicht ersetzen, sondern ergänzen. Leine-Kies ist ein parallel zum gesetzlichen Zahlungsmittel akzeptiertes Tauschmittel für den Austausch von Waren und Dienstleistungen innerhalb einer regional begrenzten Gemeinschaft.
Im Gegensatz zu anderen Regiogeld-Initiativen ist Leine-Kies nicht durch Euro gedeckt, sondern leistungs-gedeckt. Leine-Kies ist – kurz ausgedrückt – eine regionale Gutscheinwährung, deren Scheine von teilnehmenden Unternehmen bzw. Gewerbetreibenden gegen Leistungsversprechen herausgegeben und gegenseitig als Zahlungsmittel anerkannt werden. Die Ausgabe der Leinegeld-Scheine erfolgt durch teilnehmende Unternehmer gegen das Versprechen, jene gegen Leistung (aus dem Unternehmensangebot) wieder zurückzunehmen.
Wenn hier von „leistungsgedeckt“ und „Leistung“ die Rede ist, ist zunächst die Leistung des Unternehmens gemeint, das den Leinekies in Zahlung nimmt (ein Segelkurs, eine Gesundheitsberatung z.B. oder Ausgabe einer Ware); die Leistung des einzelnen Kunden besteht hauptsächlich darin, dass er in verschiedenen Bereichen bereit ist, Leinekies anzunehmen (z.B. wenn er selber etwas anbietet) - und dass er das Geld in einem der beteiligten Unternehmen auch tatsächlich ausgibt. Und zwar rechtzeitig! Denn das ist auch noch wichtig: die Gültigkeit der Leinekies-Scheine ist zeitlich begrenzt; sind sie abgelaufen, kann man sie nicht mehr in Zahlung geben!
Der Stand der Dinge: Die Initiative Leine-Kies ist in der Gründungsphase und braucht Unterstützung durch viele Menschen. Noch ist die Gruppe klein und braucht dringend Menschen, die etwas ändern wollen und mithelfen, den Leine-Kies in Umlauf zu bringen. Seit Januar 2006 gibt es den Verein „Initiative Regiogeld Leine-Kies - Verein zur Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe". Den Vorstand bilden der Begründer und Anreger Markus Schwarz sowie Michael Jürging und Tobias Baar. Die 14-täglichen Treffen finden jetzt statt im Rudolf-Steiner-Haus, Brehmstr. 10, in Hannover (Kleiner Bibliotheksraum) – nächste Treffen am 5. und am 19. Mai 2008 ab 19 Uhr.
Kontakt: Markus Schwarz, Magnusstr. 6, 31515 Wunstorf, Tel. 05031 - 96 23 924, E-Post: [email protected] Netzseite: http://www.leine-kies.de
©
Text Dr. Helge Mücke unter Verwendung einiger Textteile von
Markus Schwarz bei leine-kies.de
Der Artikel wurde für die Ausgabe Nr. 1 / April 2008 der "Zeitung Neue Arbeit" geschrieben.
Das Bild zeigt ein Beispiel eines Leinekies-Scheins - vorläufige Entwürfe gibt es, sie sind auf der genannten Homepage zu besichtigen.
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