Editorial
Liebe
Mitmenschen, liebe Leser!
„Neue Arbeit“ - was soll das sein? wird sich mancher fragen, der den Titel dieser Zeitung sieht. Wenn eine GmbH „Neue Arbeit“ Langzeitarbeitslosen nur Arbeiten bietet, die es sonst auch gibt (z.B. Hilfe beim Umzug), ist das noch kein wirklich neuer Ansatz. Nichts als alter Wein in neuen Schläuchen!
„Arbeit gibt es genug, man muss nur arbeitswillig sein. Faulenzer braucht diese Gesellschaft nicht, Leistung ist gefragt! Wer flexibel genug ist, findet auch Arbeit. Man muss auch bereit sein, Dreckarbeit anzunehmen. Wieso soll man Leuten, die sowieso schon faul auf dem Sofa liegen, noch zusätzlich Geld geben? Wer als sog. Arbeitsloser tagsüber nicht zu Hause erreichbar ist, macht Schwarzarbeit. Politiker müssen angemessen bezahlt werden. Vollbeschäftigung ist bald erreichbar, sagen dieselben Politiker. Künstler nehmen sich die Freiheit heraus, in den Tag hineinzuleben.“
Haben Sie bemerkt, dass ich hier eine Reihe von Klischees angehäuft habe (und ich könnte so fortfahren), die unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit völlig unangemessen sind?
Es wird höchste Zeit, dass wir konkret beginnen, radikal umzudenken: „Neue Arbeit“ meint Trennung von Arbeit und Einkommen, meint primär Freiheit des Geisteslebens, meint die unermüdliche Neuschöpfung von Arbeit, die gesellschaftlich gebraucht wird (in einem nicht zu engen Blickwinkel), meint Kreativität auf allen Feldern!
Dass all diese Gedanken nicht völlig neu sind, zeigt der Aufsatz von Klaus-Michael Meyer-Schenk, der mit sich mit seinen fast 80 Jahren auf bewundernswerte Weise für das Grundeinkommen engagiert. Global denken, lokal handeln – diesen Grundsatz spiegelt die ganze Bandbreite der Artikel in dieser Nr. 2 wider. Unversehens ist ein Schwerpunkt im künstlerischen Bereich entstanden. 154.000 „freie“ Künstler leben unter der Armutsgrenze (im Durchschnitt) und machen dennoch tagtäglich weiter. Warum nur? Einzelne Menschen haben sich vorgenommen, ihnen ein Forum zu bieten.
Ich wünsche mir waches Interesse bei der Lektüre, Er-MUTigung zu Ihrem eigenen kreativen Tun und eine wachsende Mitwirkung an dieser Zeitung. Mitte September lesen wir uns wieder! Ihr Helge Mücke
Dieses "Editorial" wurde für die Printversion der "Zeitung Neue Arbeit" Nr. 2 / Juni 2008 geschrieben.
© Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; Bild: Rolf van Melis (OpaRolf) bei pixelio.de
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