Klaus-Michael Meyer-Schenk:
Ideen-Organismus und dreigegliederter Sozialorganismus
Als „Akteur im Unruhestand" für Bürgerinitiativen „Bedingungsloses Grundeinkommen" und „Regiogeld“ schreibe ich gerne etwas über die „Neue Arbeit"; es kommt mir vor allem darauf an, diese Begriffe so zusammenzubinden zu einem zeitgemäßen Kulturimpuls, dass die „Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus" dabei immer deutlicher hervortritt.
Dreigliederung
heißt, schlagwortartig gesagt:
Freiheit im Geistesleben, Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben, Gleichheit im Rechtsleben.
Durch mehr Gerechtigkeit und Freiheit zur Assoziationswirtschaft! Es könnte auch heißen: Wirtschaftliche Assoziationen stiften durch mehr Brüderlichkeit mehr Gerechtigkeit - durch Ideenfreiheit. Die Unfreiheit des Geisteslebens aber - dirigiert und weitestgehend verwaltet durch den Staat - ist eine der Hauptursachen für die Erkrankungen unseres sozialen Organismus, zumal für diesen die Ideen den ernährenden Pol darstellen würden. Im äußeren, materiellen Reichtum hungern praktisch Geist und Seele unseres gesellschaftlichen Gemeinwesens und damit auch die dazu gehörenden Menschen. Es wird allerdings keineswegs besser, wenn sich der Staat z.B. aus Bildungseinrichtungen etwas mehr zurückzieht und dieses Tätigkeitsfeld dann mehr einem Wirtschaftssystem überlässt, welches aus neokapitalistischer Gesinnung heraus vor allem die Gewinnmaximierung in den Vordergrund stellt.
Nur eines darf und muss im Mittelpunkt stehen: der Mensch -- umfassend gemeint als die sich in und zur Freiheit entwickelnde Menschheit.
Im Kontrast zu all den täglichen vielen negativen und schlimmen Mitteilungen und Erlebnissen entfaltet sich noch etwas anderes, das zur Überwindung einer Resignationstimmung beitragen kann: die erlebbare Veränderung des Zeitbewusstseins. Immer mehr Menschen gründen aus eigenen Entschlüssen - und das heißt aus Freiheit – Initiativgruppen, um besonderen sozialen Krankheitssymptomen durch Erkenntnisstreben und neue Ideen aktiv zu begegnen. Sie können erleben, dass wahre Ideen - nicht nur intellektuell Ausgedachtes - Kräfte entwickeln aus bewusst helfenden Weltzusammenhängen, aus realen Geisteskräften, die darauf warten, Menschen zu finden, durch die jene zusammen mit uns wirken wollen für einen positiven Menschheitsfortschritt.
Nachdem bei der „sozialen" Marktwirtschaft das Beiwort immer mehr an Bedeutung verloren hat und die Märkte durch „Übernahme-Schlachten" beherrscht werden von bestimmenden Machtgruppen, vorexerziert der globale Kapitalismus trotz eines wachsenden Angebotes ständig, dass er nicht in der Lage ist, den Notwendigkeiten der Zeit zu entsprechen.
Und damit sind wir angelangt bei der Aufgabe, die sich diese „Zeitung Neue Arbeit" als „Mitteilungsblatt für frei gewählte Initiativen und Projekte" gestellt hat: Zusammenarbeit oder noch einen Schritt weiter, was zur Zeit vielfach unternommen oder probiert wird, Vernetzung oder Netzwerk. Der Verfasser möchte hinweisen auf die „Interessengemeinschaft für Lebensgestaltung e.V. Wangen", zu der er weiterhin Kontakte unterhält, seit er wieder in Hannover lebt. Es haben sich dort schon seit Jahren Initiativen in Freiheit verbunden, d.h. bei Bewahrung ihrer Eigenständigkeit und Selbstverantwortung -- ausgehend von der anthroposophischen Menschen- und Sozialwissenschaft, der Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus. Das ist keineswegs dogmatisch oder einschränkend gemeint, will aber umfassend hinweisen auf Methoden lebendiger Grundlagen. Wer an eine ähnliche Einrichtung hier in Hannover denken könnte, wende sich bitte an mich.
Kontakt: Klaus-Michael
Meyer-Schenk, Donaustr. 16, 30519 Hannover, Tel. 0511-8991244
Der Aufsatz wurde zuerst in der einfachen Printausgabe "Zeitung Neue Arbeit" Nr. 2 / Juni 2008 veröffentlicht. Nachdruck nach Absprache möglich.
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