Sicherlich könnte man einfach den deutschen Begriff verwenden; wenn auch noch in einem Begriff zwei Sprachen kombiniert werden - „social“ aus dem Englischen, „entrepreneur“ aus dem Französischen – mag man das besonders kritisch sehen. Die einzige Rechtfertigung: Es hat sich so eingebürgert, z.B. bei der Internetadresse. Allerdings: Allein auf den Begriff kommt es auch nicht an – was ist in der Sache gemeint?
„Entrepreneurship ist mehr als Unternehmensgründung – heißt es im Internetlexikon 'Wikipedia' -, es geht um die Identifizierung von (Markt)Chancen, das Finden von (Geschäfts)Ideen und deren Umsetzung, State of the Art ist der prozessorientierte Ansatz. Die Europäische Union definiert 'Entrepreneurship als Schlüsselkompetenz' für das lebenslange Lernen.“
Eine Sonderform ist Social Entrepreneurship (Sozialunternehmertum), das „ist unternehmerisches Handeln, das auf die nachhaltige Lösung eines gesellschaftlichen Problems mit innovativen und skalierbaren Mitteln abzielt, anstatt profitorientierte Ziele zu verfolgen.“ (Skalierbar bezeichnet die Fähigkeit, sich mit der Leistung flexibel auf neue Anforderungen einstellen zu können.)
„Ein
Social Entrepreneur ist eine Unternehmerpersönlichkeit,
die mit einem neuen Ansatz eine nicht oder bisher nur unzureichend gelöste gesellschaftliche Aufgabe angeht,
die bei der Aufgabenerfüllung nicht ausschließlich die finanzielle Gewinnerzielung anstrebt, sondern zusätzlich den Erfolg ihres Tuns am gesellschaftlichen Wandel misst,
deren Wertebezüge auf der Wahrung der Menschenwürde und der demokratischen Rechte begründet sind,
die kreatives und unternehmerisches Talent hat
die weitere interessierte Personen zur Mitwirkung motivieren kann und
die notwendige finanzielle und materielle Ressourcen anzieht.“
(Wikipedia)
In Berlin gibt es eine Stiftung Entrepreneurship, die sich folgendermaßen vorstellt:
„Entrepreneurship
stellt eine kreative und mit Wagemut verbundene Aktivität von
Menschen dar. Hierzu sind besondere kulturelle Bedingungen, Vorbilder
und Einstellungen notwendig, die unternehmerische Initiativen
unterstützen und die Haltung etwas zu unternehmen
selbstverständlicher werden lassen. Entrepreneurship bietet die
Chance, mit unkonventionellen Ideen und Sichtweisen zu arbeiten und
gerade damit erfolgreich am Wirtschaftsleben teilzuhaben und
etablierte Strukturen aufzubrechen.
Eine solche "Kultur
des Unternehmerischen" bezieht bewusst Personen wie Künstler,
Außenseiter oder engagierte Mitmenschen ein, die bisher in der Welt
der Wirtschaft weder für sich Handlungschancen sahen, noch als
Anreger oder Akteure geeignet erschienen. Dieses Verständnis von
Entrepreneurship geht über bisherige Traditionen hinaus. Die
wirtschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Gesellschaft ist
auch auf
unternehmerische
Initiativen angewiesen, die nicht ständig nur neue Bedürfnisse
herauskitzeln, sondern auf vorhandene Probleme mit ökonomischer,
sozialer aber auch künstlerischer Phantasie antworten:
Entrepreneurship als offene, schöpferisches Handeln einladende
Angelegenheit.
Die Stiftung hat ihren Sitz in Berlin und wird
eigeninitiativ tätig in der Absicht, das Umfeld für
Entrepreneurship günstig zu beeinflussen.“ (Zitat
http://stiftung-entrepreneurship.de/)
Begründer und bewegender Kopf ist Günter Faltin, der durch die Teekampagne bekannt wurde.
„Günter Faltin ist Professor an der Freien Universität Berlin und hat dort den Arbeitsbereich Entrepreneurship aufgebaut. Er hat vielfältige praktische Erfahrungen in der Gründung von Unternehmen und der Bewertung von Businessmodellen. Nach der Gründung der Projektwerkstatt GmbH 1985 mit der Idee der »Teekampagne« ist er seit 1995 Marktführer im Teeversandhandel in Deutschland. Er ist als Business Angel und Coach verschiedener Start-Ups tätig, errichtete 2001 die »Stiftung Entrepreneurship« und ist Initiator und Sponsor des Wiederaufforstungsprojekts des World Wide Fund for Nature (WWF) für Darjeeling/Indien.“ (Autorentext des Hanser-Verlages zu dem neuen Buch, s.u.)
Auf der Netzseite der Stiftung wird das neueste Buch „Kopf schlägt Kapital“ von Günter Faltin vorgestellt, Zitat:
„Viele glauben zu wissen, wie es geht. Wenige tun es wirklich. Noch weniger sind damit erfolgreich. Etwas ist falsch an der Art, wie wir versuchen Unternehmen zu gründen.
Dabei geht es auch ganz anders: Eine Idee ausarbeiten und das eigene Unternehmen aus vorhandenen, jedermann zugänglichen Komponenten zusammensetzen. Den Kopf freihalten für die wichtigen Fragen. Den Horizont im Auge behalten, statt in den Alltagsanforderungen unterzugehen.
Nur ein schöner Traum? Keineswegs. Wer heute erfolgreich gründen will, muss sogar so vorgehen. Günter Faltin zeigt an vielen Beispielen, wie jeder ganz praktisch an eigenen Ideen arbeiten kann, sie wie ein Puzzle kombiniert und daraus etwas Neues schafft – das eigene Unternehmen. Je unkonventioneller man denkt, umso besser!
Buchhaltung und Rechnungswesen? Sollte ein Gründer denen überlassen, die das schnell, zuverlässig und zu niedrigen Preisen erledigen. Versand, Verpackung und Logistik? Auch dafür gibt es Profis. Günter Faltin lehrt seine Methode seit vielen Jahren – und ist damit sehr erfolgreich: Die von ihm gegründete »Teekampagne« funktioniert nach diesem Modell: Sie hat mehr als 180.000 Kunden, ist das größte Teeversandhaus Deutschlands und der größte Importeur von Darjeeling-Tee weltweit. Eine ganze Reihe weiterer Unternehmen, die im Umfeld des Hochschullehrers entstanden, funktionieren nach seinem Prinzip. Es ist die Chance für Menschen mit Ideen, die engagiert sind, die etwas verbessern wollen.
Das Buch:
Texte
nach den angegebenen Quellen; Bild: Logo der Stiftung
Entrepreneurship. Netzadresse: http://www.entrepreneurship.de/
Zuerst veröffentlicht in der Printausgabe "Zeitung Neue Arbeit" Nr. 3, S. 11 - 14
Prof. Faltin hat nun "Kopf schlägt Kapital" auch als Hörbuch veröffentlicht. Die Audioversion ist ungekürzt und basiert auf der 6. Auflage des Buchs. http://bit.ly/d1w7mp
Kommentiert von: Florian Komm | Dienstag, 02. Februar 2010 um 22:10 Uhr