"Coole Klassen" - Forschung zum Klimawandel, Polarjahr-Projekt
Beim
Stöbern auf der Netzseite der Waldorfschule Bothfeld in Hannover
kann man unter „Schulleben“ das Stichwort „Polarjahr“
finden. Das dort beschriebene Projekt „Coole Klassen“ ist
überhaupt nicht auf Hannover und auch nicht auf Waldorfschulen
beschränkt - ich reihe es dennoch unter die regionalen
Initiativen ein, weil Dr. Rainer Lehmann, Biologielehrer
der Bothfelder Schule, die Koordination übernommen hat.
Im
globalen Maßstab nehmen Polargebiete eine Schlüsselrolle in der
Funktion geoökologischer Systeme ein. Dadurch haben sie eine hohe
Bedeutung für aktuelle Fragen der Menschheit, die die natürliche
Umwelt betreffen. Im Internationalen Polarjahr werden von 2007
bis 2009 weltweit Forschungsanstrengungen gebündelt.
Im
Mittelpunkt steht die Bedeutung der polaren Eisregionen der Erde für
das weltweite Klimasystem. Neben den wissenschaftlichen
Forschungsarbeiten ist ein wesentliches Ziel des Polarjahres der
Wissenstransfer auf breiter Basis in die Öffentlichkeit
und speziell in die Schulen, um junge Menschen zu erreichen und zu
sensibilisieren.
Lehrer
sollen als Vermittler in internationaler Zusammenarbeit spannende
Ansätze für geplante Klassen-Projekte in den Naturwissenschaften
entwickeln und dazu an wissenschaftlichen Forschungsprojekten
direkt beteiligt werden. Ziel ist es, ein neues Bild der Polargebiete
zu vermitteln, Schulklassen durch Projekte am IPJ zu beteiligen,
Schulen mit einem polaren Profil herauszubilden und zu vernetzen.
Die
Teilnahme von Schülern an den Forschungsfahrten ist
verständlicherweise nicht möglich – aber einzelne Lehrer (wie
auch Dr. Lehmann) nehmen immer wieder daran teil.
Zu
den Aufgaben der Schüler wie Lehrer:
Konkrete
Aufgaben:
Lehrer und Schüler:
- beteiligen sich aktiv an
wissenschaftlichen Forschungsprogrammen
- entwickeln dafür eigene
Projekt-Ideen
- bilden Partnerschaften
mit teilnehmenden Schulen in Deutschland, Europa und in den
Polargebieten (Polarschul-Netzwerk)
- entwickeln eine Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Institutionen
Lehrer:
- nehmen aktiv an
internationalen Expeditionen teil, arbeiten mit Forschern zusammen
(Arktis, Antarktis)
- stehen dabei in
Austausch mit ihren Schülern in Deutschland
- verwerten die
Expeditionsergebnisse im Unterricht
- bereiten die
Erkenntnisse für Schulbücher auf
- bemühen sich um die Aufnahme polarer Themen in
Lehrpläne, Rahmenrichtlinien bzw. Kerncurricula
Gerade am 17. Oktober ist die „Polarstern“ aus
der Arktis zurückgekehrt. Seit 17. August war sie von Reykjavik aus
unterwegs gewesen - „Lehrer an Bord“ war dieses Mal Rainer
Isbert von der Waldorfschule Engelberg,
Winterbach.
Nach
dem Eisberg-Bild, das von Rainer Isbert stammt, gebe ich hier einen
Auszug aus den Expeditionsberichten wieder, die Wilfried Jokat
wöchentlich geschrieben hat – hier aus dem letzten vom 14.
Oktober:
„Am
Montag passierten wir ohne Probleme die Wilkitski-Straße. Diese
Meerenge liegt zwischen dem russischen Festland und einer nördlich
gelegenen Inselgruppe. Diese Straße ist das Nadelöhr der
Nordostpassage. In vielen Jahren war das Meereis hier so dicht,
dass man nur mit Hilfe von hier stationierten Atomeisbrechern die
Meerenge passieren konnte. In diesem wie im letzten Jahr ist dies
allerdings nicht erforderlich. Es ist kaum dickes, altes Meereis
vorhanden.
Aber wir verließen zum richtigen Zeitpunkt diese
Region. Wir fuhren mehr als einen Tag durch einen Ozean mit
Neueisbildung. Die Satellitenbilder Mitte der Woche zeigten, dass in
die Wilkitski-Straße sehr schnell Eis aus dem Norden gedriftet
war.
Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Das Schiff fährt
mit konstanter Geschwindigkeit Richtung Bremerhaven. Die Geräte
wurden eingepackt, die Daten gesichert und die Labore für die
nachfolgenden Wissenschaftlergruppen gereinigt. Dies wird der letzte
Wochenbericht sein, da wir bereits am Freitag nächster Woche (17.
Oktober) in Bremerhaven einlaufen werden. Heute befinden wir uns vor
der Küste von Norwegen und werden von einer bis zu 5 m hohen Dünung
durchgeschüttelt.
Das Fazit dieser Expedition ist
durchweg positiv. Trotz einiger Probleme zu Beginn der Reise hat
alles gut geklappt. Alle Arbeitsgruppen haben bis auf wenige
Ausnahmen die gewünschten Daten sammeln können. Ein wichtiger
Faktor für diesen Erfolg war die geringe bzw. dünne
Meereisbedeckung.
Wir danken an dieser Stelle Kapitän
Schwarze und seiner Mannschaft für die perfekte Zusammenarbeit und
hervorragende Unterstützung während dieser
Expedition."
Dies ist der Text (vorstehend), wie er in der einfachen Printausgabe "Zeitung neue Arbeit" im Oktober veröffentlicht wurde.
Aktueller Stand:
Nachdem am Mittwoch, den 25. Februar die internationale Abschlussveranstaltung des IPY in Genf stattgefunden hatte, wurde am vergangenen Freitag die deutsche Feier in kleinem Rahmen in Bremerhaven durchgeführt. Unser Projekt war mit zwei Präsentationen über Schulaktivitäten und mit der Prämierung der Gewinner des IPY-Abschlusswettbewerbs vertreten. Die gesamte Veranstaltung und insbesondere der Coole Klassen-Teil waren sehr gelungen.
Die Vorträge unserer Kollegen Henning Pulz und Werner Hasler zeigten überzeugend, was in den vergangenen zwei Jahren beispielhaft entstanden ist und in Zukunft erreicht werden kann. Auch die Preisverleihung an die Arbeitsgemeinschaft Geographie der Friedrich-Schiller-Schule in Neustadt/Sa. unter der Leitung von Dana Hohenberg durch Prof. Dr. Reinhard Dietrich war sehr schön, die Gruppe war mit fünf Schülern angereist. Die Preise stiftete das AWI, die Anreise hat die Robert Bosch Stiftung unterstützt. Alle Teilnehmer genossen es, dass Schüler dabei waren und die Veranstaltung so eine ganz besondere Ausprägung erhielt. Man kann sich einen Bericht darüber auf der Homepage der Friedrich Schiller Schule www.schillerschule-neustadt.de – Schule – Geographie – Polarjahranschauen. Diese Präsentation unseres Projektes war besonders wichtig, da wir diesmal die Gelegenheit hatten, bedeutenden Entscheidungsträgern unsere Arbeit zu zeigen.
Am 18. März findet der nächste Internationale Polartag mit dem Thema „Polarmeere“ statt. Für Schulen im Raum Hannover hat sich die Möglichkeit ergeben, dass junge Polarforscher Vorträge für Schüler anbieten (s.u.). Dieses Angebot kommt aus einer Initiative der jungen Polarforscher Deutschlands und soll bei den zukünftigen Polartagen auf andere Städte ausgebaut werden. Aus den Polartagen sollen dann Polarwochen entstehen, mit jeweils 1 Woche Dauer und einem halbjährlichen Rhythmus.
Auf der deutschen IPY-Abschlussveranstaltung in Bremerhaven wurde die Abschlussbroschüre vorgestellt. Das Programm lässt sich Sie bei www.polarjahr.de einsehen.
Der Dank geht an Julian Gutt und viele andere am AWI, die die Broschüre mitgestaltet haben.
Der Text der Aktualisierung wurde aus zwei Mitteilungen von Dr. Rainer Lehmann entnommen.
© Texte von den Netzseiten bzw. Wilfried Jokat, Bilder Rainer Isbert. Infos und Quellen: http://www.polarjahr.de/Coole-Klassen.155.0.html
http://www.polarjahr.de/Expeditionen.451.0.html
Kontakt:
Dr. Rainer Lehmann, Freie Waldorfschule Hannover-Bothfeld,
Weidkampshaide 17, 30659 Hannover, E-Post: [email protected]
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