Bedingungsloses Grundeinkommen - was würde passieren? Studie des Hardenberg-Instituts
Wenige Tage vor der Bundestagswahl - und kurz nach dem Ende der "Woche des Grundeinkommens" - komme ich noch einmal mit dem Thema des bedingungslosen Grundeinkommens. Das Kreuz im Bild soll an die Idee erinnern, die Erststimme an einen Direktkandidaten zu vergeben, der sich für das BGE einsetzen wird. Hier in Hannover habe ich die Möglichkeit leider nicht ... Der einzige Direktkandidat ohne Zugehörigkeit zu einer Partei in meinem Wahlkreis wirkt etwas verworren - und es ist keine Kontaktmöglichkeit zu ermitteln, weder Telefonnr. noch E-Mail-Adresse -, sodass ich ihn vermutlich nicht wählen werde.
Das Hardenberg-Institut in Heidelberg hat gerade eine Studie, pardon: Perspektivstudie zu dem Thema veröffentlicht, deren Lektüre ich an dieser Stelle empfehlen möchte. Autorin ist Angelika Dietz. Sie können sich unter der Adresse, die ich unten als Quelle angebe, die ganze Arbeit als PDF herunterladen. Hier zitiere ich nur den Schluss:
"Schluss
Das bedingungslose Grundeinkommen will vor allen Dingen das Individuum fördern, das zunehmend einer zweifachen Beeinträchtigung unterliegt: durch unwürdige Arbeitsbedingungen einerseits und die ständige Gefahr von Arbeitslosigkeit andererseits. Dies wurde ausführlich dargestellt. Andererseits ist nur das Individuum in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortlichkeit ist nur aus freien Stücken möglich, ohne anpassungsgeleitete Zwänge und ohne Angst. Das bedingungslose Grundeinkommen kann dazu beitragen, dass die Verhältnisse des individuellen Lebens ebenso wie die des Zusammenlebens mit anderen auf eine neue Grundlage gestellt werden können, auf der Verantwortung, Initiative, Menschenwürde und Kreativität zum Tragen kommen. Darin liegt zu einem wesentlichen Teil die Aktualität der Idee des Grundeinkommens und der Sinn der gegenwärtigen Diskussion.
Heute wird bereits von vielen Menschen gesehen, dass die Zukunft nicht darin bestehen kann, dass es weiterhin „Malocher“ gibt, die „ihr gutes Geld“ verdienen, sich aber dabei oft in entwürdigenden Verhältnissen bewegen müssen, und andererseits Kreative, die nach dem Muster von Spitzwegs „Armem Poeten in der Dachstube“ nur selten passable Einkommen erzielen. Vielmehr wird das bedingungslose Grundeinkommen eine Tendenz verstärken, die, wie gesagt, auch heute schon anderwärts zu sehen ist: dass nämlich auch die von außen vorgegebene Arbeit immer mehr mit kreativen und geistig produktiven Momenten durchsetzt wird. Wie ich als Verkäufer im Laden auf einen Kunden zugehe, das kann sinnvollerweise nur aus meinem eigenen Willen kommen. Und das wird es nur tun, wenn ich dabei auf meine eigenen Eingebungen setzen kann. Wer auch diese Kreativität erfordernde Arbeit noch zu regeln versucht (was ja allenthalben geschieht), der macht sie nur schlechter. Die allgemeine Tendenz geht schon seit einiger Zeit dahin, dass in jeder menschlichen Tätigkeit das kreative Potential immer mehr geweckt und verwirklicht werden kann.
Unser heutiges Arbeits- und Entlohnungssystem kann Situationen zur Folge haben, in denen man sich nicht unbedingt für die Qualität, sondern für die Quantität entscheiden muss. So endete auch jüngst ein Bewerbungsverfahren in einer Kulturinstitution damit, dass nicht der Favorit die Stelle der leitenden Position bekam, sondern einer seiner Mitbewerber - und zwar deswegen, weil dieser einen Sponsor mitbrachte. Wer kann schon widerstehen, jemanden einzustellen, wenn der gleich mit einem Sack Geld auf dem Rücken kommt? Die Entscheidungsträgerin ließ durchblicken, dass sie mit ihrer Entscheidung - Geld vor Qualität - selbst nicht glücklich war, aber im vorliegenden Fall keinen anderen Weg sah.
Das bedingungslose Grundeinkommen würde die Arbeitswelt qualitativ reformieren und eine Grundlage dafür bieten, Entscheidungen zugunsten von Qualität fällen zu können.
Ein Grundeinkommen stärkt nicht nur die Menschenwürde der Arbeitslosen, sondern wird vor allem auch dazu beitragen, dass die Arbeitswelt selbst sich erneuern kann. Es wird allfällige Verbesserungen der individuellen Situationen und der gesellschaftlichen Verhältnisse unterstützen."
Quelle:
Bild: Uli Carthäuser bei pixelio.de
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