Nachbericht vom Vision Summit, dem Gipfeltreffen der Visionäre, der Sozialunternehmer, 8. November 2009 in Berlin - Teil 3
Klar kommt noch ein dritter Teil. Schließlich habe ich ein Versprechen möglicherweise nur unvollkommen eingelöst: Beispiele der Initiativen älterer Menschen zu nennen. Was ist schon 69? mag mancher gedacht haben, als ich über Junus gesprochen habe. Franz Alt ist immerhin noch zwei Jahre älter, über die 70er-Grenze hinaus. Dann habe ich aber auch noch eine richtige Grand Old Lady kennengelernt, sie will ich auch noch vorstellen. Später komme ich noch einmal auf den Vision Award zurück. Also: leihen Sie mir bitte noch einmal Ihr Ohr, pardon: Ihr Auge ...
Franz Alt, Jahrgang 1938, macht sich - wie bekannt - für die Nutzung der Sonnenenergie stark.
Franz Alt (blitzlos) ohne Bewegungs- unschärfe zu fotografieren dürfte schwierig sein - deshalb habe ich dieses Bild belassen, um die Dynamik seines Vortrags zu kennzeichnen.
Franz Alt war an mehreren Stellen beteiligt: als Teilnehmer am "Panel 2: Social Business und Klimawende", als Moderator einer der vier parallelen Nachmittagssitzungen "Soziale Projekte unterwegs zu Social Business". Franz Alt hat die griffige Formel parat: "Die Sonne schickt uns keine Rechnung".
Ein Beispiel für Social Business mit Verbreitung der Solartechnik ist Grameen Shakti, zugleich ein Beispiel für ein Social Venture (Sonderform des Joint Venture), ein Koppelgeschäft mit einem Sozialteil. Ein Hersteller von Solarprodukten hat Kleinsolaranlagen - "Solar Home Systems" - entwickelt und in Bangladesh verbreitet; aber nicht, wie es in der klassischen Entwicklungshilfe üblich war, verschenkt: Die Familien müssen die Solaranlage kaufen und finanzieren das über Kleinkredite: Sie zahlen monatlich so viel zurück, wie sie vorher auch für Energie aufwenden mussten. Nach drei Jahren ist der Kredit getilgt - da die Anlagen aber ca. 8 Jahre halten, haben die Familien danach fünf Jahre Energie umsonst. Die wird vor allem zum Kochen genutzt. 160.000 Anlagen gibt es bereits, bis 2012 sollen es drei bis fünf Millionen sein. Von zusätzlichem Geld, das die Weltbank für die Klimaverbesserung zahlt, werden Solaringenieurinnen ausgebildet, die dafür sorgen können, dass sich die Lebensdauer der Anlagen auf 15 Jahre erhöht.
Doch nun zu der versprochenen "grand old lady", der ältesten Teilnehmerin: Rosi Gollmann, Begründerin der Andheri-Hilfe für Indien.
Moderator Hans Reitz hat sie beim 1. Panel spontan vorgestellt. Rosi Gollmann wurde am 9. Juni1927 geboren. Weitere Einzelheiten hier: http://www.andheri-hilfe.de/images/pdf/gollmannvita.pdf Die Andheri-Hilfe hat sich längst zur Hilfe zur Selbsthilfe entwickelt, kann also insofern als Vorläufer des Social Business gelten. "Der Mensch kann nicht entwickelt werden; er kann sich nur selbst entwickeln!" ist Rosi Gollmanns Devise.
Noch immer könnte ich viel erzählen. Die ganze Veranstaltung war sehr ermutigend für Initiativen jedweder Art im sozialen Bereich! Sie wurde veranstaltet - sagte ich das schon? - vom Genisis-Institut = Genisis Institute for Social Business and Impact Strategies.
Damit ich nicht noch einen vierten Teil schreiben muss, zähle ich hier noch ein paar weitere vorgestellte Beispiele auf (möglichst mit Link), wobei ich mit zweien der Preisträger (s. Teil 3) beginne:
Grameen Danone: Danone hat einen Jogurt entwickelt, der mit Vitamin A, Zink und Jod angereichert ist, deren Menge zu einem Drittel den Tagesbedarf deckt. Produziert wird in Bangladesh, lokale Bauern liefern die Milch, verkauft wird der Becher für 6 Cent. Vision Award 2009.
Pegasus, Begründer Friedrich Kiesinger: Pegasus sorgt für die berufliche Wiedereingliederung sozial benachteiligter Menschen, vor allem von psychisch Kranken oder Menschen aus Migrantenfamilien. 100 Arbeitsplätze etwa haben sie selber geschaffen. Zusammenfassender Bericht bei Vision Summit. Vision Award 2009.
Zahra Rosewater: Seit Mitte der siebziger Jahre werden in der iranischen Hochebene von Kerman Rosen angebaut und zu hochwertigen Ölen und Rosenwasser verarbeitet, die einmalig intensiv duften. Rosen statt Schlafmohn! In Zusammenarbeit mit Wala entsteht gerade ein ähnliches Projekt in Afghanistan. S. viaWALA (dort wird allerdings ein Beispiel aus dem Iran geschildert).
Belu Water: Die Firma füllt ihr Mineralwasser grundsätzlich in kompostierbare Flaschen ab (aus Maisstärke). Der Verkauf jeder Flasche soll einem Menschen aus Projekten in Afrika und Indien einen Monat lang sauberes Trinkwasser garantieren. Informationen auf Englisch: http://www.belu.org/
Cotton made in Africa: Das Versandhaus Otto hat seit 2007 trendige Kleidung aus Baumwolle des Projektes "Cotton made in Africa" (das es schon vorher gab) im Programm. Weitere Infos bei http://www.cotton-made-in-africa.com/Home/de
"Dabei handelt es sich um qualitativ hochwertige, handgepflückte
Baumwolle, die unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und
sozialer Aspekte in Afrika produziert wird. Das Projekt „Cotton made in
Africa“ will zu Armutsbekämpfung und Umweltschutz in Afrika beitragen.
Der umweltfreundliche Anbau von Baumwolle soll gefördert werden. Durch
Schulungen vor Ort erlernen die Bauern in den Ländern Sambia, Benin,
Mosambique und Burkina Faso neue Anbaumethoden, die ihnen helfen
sollen, bessere Erträge zu erzielen sowie die Umwelt und ihre
Gesundheit zu schonen. Das Projekt soll dazu beitragen, ihnen ein
verlässliches Einkommen zu ermöglichen und so ihre Lebensbedingungen
und die ihrer Familien zu verbessern." (Zitat von der genannten Seite bei Otto.)
(C) Text, bis auf die Zitate, und Bilder: Dr. Helge Mücke, Hannover
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