Da habe ich doch gerade für Facebook einen Kommentar zu Sarrazin geschrieben und denke am Schluss: Wer liest das eigentlich dort? Und - mein zweiter Gedanke: Eigentlich passt es ja viel besser hierher:
„Das ist ja das Fatale, dass Sarrazin ein paar richtige Aussagen mit primitivem Biologismus verbindet, wie er auch schon sinngemäß in "Mein Kampf" enthalten war, und sich auch noch auf Wissenschaftlichkeit beruft. Ein ernst zu nehmender Wissenschaftlier kann aber nicht eindeutig beweisen, dass Intelligenz im Wesentlichen von den Genen bestimmt wird - materielle Grundlagen allein bestimmen Geistiges eben nicht. Das stünde ja auch im Widerspruch zu der Aussage "Armut ist ein geistiges, kein materielles Problem". Übrigens ist das immer schon ein Merkmal von DEMAGOGEN, dass sie Falsches und Richtiges geschickt verknüpfen. Sarrazin ist ein Demagoge par excellence, allerdings ohne entsprechende rhetorische Fähigkeiten. "Angenehm sachlich" finde ich den Bezugstext nicht - er enthält viele Einseitigkeiten, die immerhin mit einem sachlichen Ton getarnt sind. Es stimmt einfach nicht, dass man sich in diesem Sozialstaat wie in einer "Hängematte" bequem einrichten kann - auch Sarrazins Ernährungspläne werden zu einer Farce, wenn man sie sich genauer anschaut - vielseitig mag richtig sein, GESUND aber nicht. Man kann nur noch bei Lidl oder so einkaufen - und welche Qualität hat dort das Gemüse (jedesmal, wenn ich mir das ansehe, schaudert es mich, wie damit umgegangen ist, auseinandergefleddert, vieles liegt auf dem Boden, tatsächlich: ein geistiges Problem), vom Gammelfleisch ganz zu schweigen ... Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung; schon lange esse ich keine Wurstscheiben auf Brot und fast kein Fleisch (gelegentlich Geflügel), aber auch guter Käse und Gemüse von vernünftiger Qualität sind nicht gerade billig. Zwei Jahre Hartz IV (nach Arbeitslosenhilfe früheren Musters) habe ich nur dadurch überstehen können, dass ich einen Rentensparvertrag aufgelöst habe, um die aufgelaufenen Schulden zu finanzieren, und mit meiner Schmalrente etwa gleicher Höhe komme ich auch nur durch Zuverdienste zurecht. Ich will gar nicht bestreiten, dass der Sozialstaat neu debattiert werden muss, weil er auf Dauer SO nicht finanzierbar ist - aber nicht, wenn dabei die MENSCHENWÜRDE nicht mehr den obersten Stellenwert hat! Von Arbeitszwang überhaupt nur zu sprechen - mein Gott, wo stehen wir eigentlich? Wie unendlich weit sind derartige - die Menschenwürde mit Füßen tretenden - Debatten von den Ideen vom Grundeinkommen entfernt! Man könnte resignieren ... Fördern und fordern könnte ja ein sinnvoller Slogan sein - aber wie wird es praktiziert bzw. wie lässt es sich überhaupt praktizieren angesichts immer mehr abnehmender Vollerwerbs-Lohnarbeit ? Sicherlich ist es auch richtig, dass viele ihre Menschenwürde über Arbeit definieren - aber der Arbeitsbegriff müsste erweitert werden, nicht einfach mit Erwerbsarbeit gleichsetzen, besser jede Tätigkeit dazu zählen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert schafft (also auch sog. ehrenamtliche Arbeit oder freiberufliche künstlerische Arbeiten usw.).
Der Fehler auch derartiger scheinbar sachlicher Darstellungen (Bezugstext) liegt darin, dass sie nicht differenziert genug sind, geht womöglich nicht. Es ist einfach nicht pauschal richtig, wenn suggeriert wird, man könnte das Arbeitslosen- und Sozialproblem dadurch lösen, dass man Menschen in Arbeit - egal, welcher Art - zwingt, von der es immer weniger geben wird (im üblichen Sinne von Lohn-Erwerbsarbeit). Eine Wurzel der ganzen Problematik liegt darin, dass es Vollbeschäftigung NIE wieder geben wird (bei uns oder sagen wir "in westlichen Ländern"), die Politiker verschließen davor völlig die Augen, auch Herr Sarrazin, oder behaupten gar das Gegenteil - man könnte auch sagen: die Wurzel ist ein falscher Arbeitsbegriff.
Uff, für wen habe ich das zu später Stunde eigentlich geschrieben? frage ich mich gerade ... „
Bezugstext: http://www.welt.de/debatte/article9612405/Herzliche-Gruesse-von-Henrico-Frank-an-Thilo-Sarrazin.html
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